Wien – Die Angst vor der Auslagerung von Dienstleistungen in großem Stil geht seit Monaten um. Nun wird es offenbar konkret. Die teilstaatliche Telekom Austria (TA) könnte ihre Netzüberwachung oder Teile ihrer Netzplanung für Festnetz und Mobilfunk zentralisieren und bei der Gelegenheit in einer ihrer zahlreichen Auslandstöchter bündeln. Konkret fürchtet die Personalvertretung, dass der Zielort Bulgarien sein könnte. Bisher haben die Landesgesellschaften von Kroatien bis Bulgarien die Netzplanung eigenständig gemacht. Mit der Änderung einhergehen würde aus Sicht der Personalvertreter der TA-Holding und der Österreich-Gesellschaft A1 Telekom Austria, Alexander Sollak und Gerhard Bayer, ein stärkerer Abbau von Stellen, als dies seit Jahren ohnehin im Laufen sei.

Das Telekom-Austria-Hauptgebäude in der Lasallestraße im zweiten Bezirk in Wien.
Die Zentrale der A1 Telekom Austria in Wien werde personell ausgedünnt, beklagt die Personalvertretung.
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Die Gründung eines Konzernkompetenzzentrums in Bulgarien könnte "schmerzhafte Einschnitte" für den Standort Österreich nach sich ziehen, zitierte die "Krone" die beiden Personalvertreter. 2000 bis 3000 der rund 6500 Stellen in Österreich könnten nach Bulgarien wandern. "Es ist zu befürchten, dass Österreich mittelfristig zu einer reinen Vertriebsgesellschaft degradiert wird", sagte Sollak auf Nachfrage des STANDARD. Allein in der IT sieht man mehr als 300 von insgesamt 1000 Beschäftigten betroffen.

Das Unternehmen weist diese Angaben zurück. "Die kolportierten Zahlen von 2000 bis 3000 betroffenen Mitarbeiter:innen sind aus der Luft gegriffen und können von uns nicht nachvollzogen werden", wurde seitens der Telekom Austria betont. Allerdings verwies man auf die hohe Inflation, die einen geringfügig höheren Personalabbau notwendig machen könnte, und auf die Konzernstrategie, die vorsieht, den Personalstand in Österreich sukzessive zu reduzieren. In den vergangenen Jahren seien jährlich 300 bis 400 Beschäftigte sozialverträglich abgebaut worden – durch Sozialpläne, Pensionierungen, natürliche Fluktuation und Nichtnachbesetzungen.

Seit 2019 reduzierte sich die Zahl der Vollzeitstellen von 7625 auf 6473 (Ende 2023). Wie viel vom Headquarter des A1-Konzerns, dessen Sitz zwischen den dominierenden Aktionären America Movil und der österreichischen Staatsholding Öbag in Wien vereinbart ist, nach einem solchen schrittweisen Abbau noch übrig bleibt, ist abzuwarten. Details könnten nächste Woche vorliegen. Da muss eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung stattfinden, die von der Personalvertretung verlangt wurde. (red, APA, 24.4.2024)